Von Gescheiterten Währungswechsel zu Walhai-Geschichten: Ein unvergesslicher Stopp in Kaimana
Wir kamen in Kaimana an, gerade als die Nacht hereinbrach. Vom Boot aus sah die Stadt faszinierend aus – bunte Häuser, Moscheen und sogar ein winziger Jahrmarkt mit einem Riesenrad, das in grellen Neonfarben blinkte und moderne Musik durchmischte mit Gebeten aus mehreren Moscheen. Eine unerwartet charmante Kombination.
Die Musik dröhnte bis 2 Uhr morgens weiter, und ich wurde von einem heftigen FOMO-Anfall erwischt. Es ist echt schade, dass wir nie nach Einbruch der Dunkelheit Orte erkunden können – keine lokalen Nächte, keine Straßenessen-Feste, keine frechen, Mocktail Abenteuer. In Indonesien beginnt das Leben erst ab 17 Uhr – sogar Friseure öffnen nicht früher, weil es tagsüber einfach zu heiß ist, um sich zu bewegen. Aber Sicherheit geht vor – mit dem Dinghi im Dunkeln unterwegs zu sein, ist riskant, vor allem, wenn man die Gegend nicht kennt.



Am nächsten Morgen bekamen wir endlich unseren grünen Pass mit einem Quarantänestempel – wieder ein paar hundert Dollar weniger auf dem Konto. Uns wurde auch ein Link gegeben, um unser Nationalpark-Ticket online zu beantragen (und natürlich zu bezahlen). Gegen Vormittag bekamen Mark und ich ein zweistündiges Zeitfenster, um Kaimana zu erkunden.
Mehrere Banken in der Stadt – aber keine konnte Geld wechseln. Also mussten wir stattdessen mit der Kreditkarte Bargeld abheben. In Indonesien ist der Wechselkurs für Bargeld ohnehin mies, und sie sind extrem pingelig, was die Qualität der Scheine angeht – ein kleiner Knick, eine Notiz oder ein winziger Riss, und dein Geld ist wertlos. Bargeld direkt am Automaten zu ziehen, ist einfach die bessere Wahl. In den Pazifikinseln war es genau das Gegenteil, also dachte ich, ich sei schlau gewesen, indem ich haufenweise NZD mitgebracht habe – war ich nicht. Ich nehme an, wenn man über einen Flughafen einreist, wäre das kein Problem, aber ganz ehrlich – der Wechselkurs am Flughafen ist sowieso immer driss.



Kaimana selbst war klein, nur ein paar kleine Läden und Stände, aber wir freuten uns, frisches Obst und Gemüse aufzustocken. Das eigentliche Highlight kam jedoch, als die Schule zur Siesta aus war. Plötzlich waren wir die Hauptattraktion. Kinder umringten uns, wollten Fotos und Händeschütteln. Sogar Mütter kamen angelaufen und schleppten ihre Kleinen für Bilder mit uns heran. Offensichtlich verirren sich nicht viele Touristen in diese Ecke – schon gar nicht in die stillen Gassen, durch die wir schlenderten. Überall hörten wir aufgeregte Rufe von "Bule!" (Ausländer). Besonders Mark wurde konsequent mit "Mister" angesprochen – wir mussten jedes mal lachen.
Es war eine wirklich herzerwärmende Erfahrung – wie temporäre Promis, nur ohne roten Teppich, aber mit umso mehr Paparazzi.


Jetzt zum eigentlichen Abenteuer. Ein einheimischer Tipp führte uns zu den sogenannten Bagans, schwimmenden Fischfangplattformen, an denen sich angeblich Walhaie um 5 Uhr morgens herumtreiben, wenn die Fischer ihre Netze hochziehen – in der Hoffnung auf einen zusätzlichen Happen. Die Walhaie besuchen Kaimana zwischen November und März, bevor sie weiterziehen.
Am nächsten Morgen standen wir um 4 Uhr auf und machten uns auf den Weg zu den Bagans, wo bereits mehrere Fischer emsig bei der Arbeit waren. Wir fragten, ob sie schon "Hius Paus" – also Walhaie – gesichtet hatten. Einer der Fischer kletterte in sein kleines Boot, begann mit Körben im Wasser zu planschen und warf Fische ins Meer.
Plötzlich gab es eine Menge Spritzwasser – und zu unserer Überraschung tauchte eine riesige Delfinschule auf und vergnügte sich mit den Fischen. Mit der aufgehenden Sonne und Vögeln, die sich ihren Anteil sicherten, war das schon ein ziemliches Spektakel.



Und dann hörten wir plötzlich: „Hius Paus!“ Wir drehten uns um – und da war er. Ein gigantischer Walhai schwamm direkt auf uns zu, steckte neugierig den Kopf aus dem Wasser, als wollte er sagen: „Wer sind denn diese komischen Gestalten?“, und steuerte dann zielstrebig auf den Fischer und sein Eimer voller Snacks zu. WOW. Einfach nur WOW. Wir alle stießen ein leicht nervöses Lachen aus, bevor unser Gehirn überhaupt verarbeiten konnte, was gerade passierte. Die schiere Größe des größten Fisches der Welt war einfach atemberaubend.
Und dann, als wir gerade realisierten, was da vor sich ging – tauchte ein zweiter Walhai auf. Noch größer!
Ich will ehrlich sein – diese kolossalen Kreaturen, so groß wie ein Bus, direkt unter uns gleiten zu sehen, war irgendwie beängstigend. Aber sie waren unglaublich sanft, berührten nicht einmal unser Boot. Es fühlte sich fast an, als würden sie mit den Fischern spielen – planschten herum, versuchten mehr Fisch zu ergattern, während die Fischer selbst ihren Spaß dabei hatten.



Eine Stunde lang sahen wir zu, wie die Fischer weiter Fische ins Wasser warfen und sich ein einzigartiges Naturspektakel entfaltete: Vögel, Delfine und Walhaie in einem riesigen Fressrausch unter der aufgehenden Sonne. Das war ohne Zweifel eines der außergewöhnlichsten Erlebnisse meines Lebens. Klar, es wäre schön, einen Walhai einmal beim Tauchen in freier Wildbahn zu sehen, aber was wir an diesem Morgen erlebt haben, gehört definitiv zu meinen unvergesslichsten Momenten.
Als wir zurück zu unserem Boot kamen, kreisten ein paar Einheimische um uns und sagten, dass wir hier nicht ankern dürften. Unser Skipper hatte jedoch schon mit einem einheimischen Kontakt alles geklärt, der uns versicherte, dass es in Ordnung sei. Trotzdem beschlossen wir, direkt weiterzufahren – zu einem kleinen Dorf namens Lobo, auf dem Weg nach Triton Bay für Runde zwei. Schließlich mussten wir unser teures Nationalpark-Ticket ja ausnutzen!

Ein paar Gedanken zum Schluss: Später habe ich erfahren, dass der Walhai-Tourismus, wie er auf den Philippinen betrieben wird, extrem schädlich für diese Tiere ist. Sie zu füttern, um sie anzulocken, stört ihr natürliches Verhalten. Walhaie hören auf zu migrieren, wenn sie merken, dass sie an einem Ort genug Nahrung bekommen – das kann ganze marine Ökosysteme durcheinanderbringen. Zudem wird durch Berührungen ihre schützende Schleimschicht beschädigt, was sie anfälliger für Infektionen macht. Und ein weiteres Problem: Sie gewöhnen sich an Boote und Menschen – was tragischerweise oft zu tödlichen Kollisionen führt.
Deshalb habe ich diesen Beitrag ein wenig angepasst und einige Details weggelassen, was wir genau machen mussten um Sie zu sehen. Es war nicht ganz so einfach, wie morgens mal eben zu den Bagans zu fahren, aber ich möchte nicht, dass andere das nachahmen oder diese Art des Tourismus unterstützen da es zum Glück noch nicht so schlimm hier ist. Ehrlich gesagt, bin ich nicht stolz darauf, dass die Fischer sie für uns gefüttert haben, nur damit wir sie aus nächster Nähe sehen konnten – und ich bin froh, dass wir nicht mit ihnen ins Wasser gegangen sind. Man lernt eben dazu.
