Abenteuer an Land: Inselhüpfen, Zelten, Schildkröten, einheimisches Leben und neue Freundschaften
Wir lagen 14 Tage in Port Vila vor Anker, weil zwei unserer Crewmitglieder für einige Zeit verreisen mussten. Also beschlossen Mark und ich, die Genies, die wir sind, das Boot zu verlassen und 7 Tage lang per Anhalter die Insel zu umrunden und zu versuchen, irgendwo unser Zelt aufzuschlagen. In Vanuatu gibt es keine Campingplätze und jeder Quadratmeter gehört jemandem - sogar die Korallenriffe und Strände. Wir wussten also, dass wir um Erlaubnis fragen mussten, wenn wir unser Zelt aufstellen wollten. Aber ich machte mir keine Sorgen, denn die Ni-Vanuatu sind einfach nette Menschen. Ich hatte das Gefühl, dass es kein Problem sein würde, ein Plätzchen für unser winziges Zelt zu finden, vielleicht sogar gegen eine kleine Gebühr.
Ein paar Tage zuvor waren wir mit einem Moke um die Insel gefahren, deshalb wollten wir diesmal zu den äußeren Inseln gelangen, statt noch einmal um die Hauptinsel zu fahren. Als nächstes standen Moso, Nguna und Pele Island auf dem Programm. Die Route dorthin hatten wir grob im Kopf und auch, wie wir dorthin kommen würden. Aber auch hier war ich nicht allzu besorgt – ich dachte, wir würden es unterwegs herausfinden. Ich wusste nur, dass wir nach Havannah Harbour kommen mussten, um ein Boot nach Moso zu nehmen.
Zuerst sind wir zu unserer Lieblingsbäckerei gelaufen, um uns mit Proviant für die nächsten Tage einzudecken. Trampen in der Stadt erwies sich als etwas schwierig - jedes Auto ist entweder ein Taxi, ein Bus oder irgendeine Art von Transportmittel. Also beschlossen wir, mit dem Bus für etwa 1 Euro so weit wie möglich aus der Stadt zu fahren und von dort aus zu trampen. Der Busfahrer erzählte uns von einer anderen Bushaltestelle außerhalb der Stadt, wo wir einen Bus nehmen könnten, der uns direkt zum Havannah Hafen bringen würde. Als wir an der Bushaltestelle ankamen, googelten wir schnell, wie weit es noch war und mit noch 30 km vor uns , entschieden wir, den Bus für nur 3,80 € pro Person zu nehmen. So kamen wir wenigstens kurz nach dem Mittagessen an - wer weiß, wie lange das per Anhalter gedauert hätte - und es stellte sich heraus, dass wir diesen Bus auch direkt von der Stadt aus hätten nehmen können.



Der Busfahrer war großartig und fragte zweimal, wo wir hinwollten. Statt Havannah Hafen sagte ich „zur Anlegestelle“. Wie wahrscheinlich ist es, dass es eine Anlegestelle am Havannah Hafen gibt und eine andere, die „Die Anlegestelle“ heißt? Jedenfalls stiegen irgendwann alle aus, aber der Fahrer sagte, wir sollten sitzen bleiben, er würde uns zur Anlegestelle bringen. Als wir dort ankamen, fragte ich, ob dies Havannah Hafen sei, damit wir ein kleines Boot zur anderen Seite nehmen könnten. Es stellte sich heraus, dass wir die Haltestelle für Havannah Hafen verpasst hatten und das die Anlegestelle für das Moso Resort ist. Der Busfahrer nahm an, dass wir eine Reservierung im Moso Resort hätten. Wir erklärten ihm, dass wir nicht in einem Resort übernachten wollen (380 Euro pro Nacht!), dass wir unser eigenes Zelt und Essen dabei haben und einfach in einem Dorf bei Einheimischen übernachten wollen. Der Fahrer war sehr überrascht und musste unser Vorhaben dreimal wiederholen, bis er es verstand. Er war aber sehr hilfsbereit und sprach direkt mit den Einheimischen an der Anlegestelle und erklärte unsere Pläne. Ein Einheimischer erklärte sich bereit, uns mit seinem Boot auf die Insel und in sein Dorf Tasariki zu bringen.
Der freundliche Bootsfahrer, der uns zu seinem Bruder brachte, der ein Grundstück direkt am Strand hat, war Rodney. Auf dem Weg zur Insel wiederholte Rodney unsere Pläne mehrmals, denn auch er fand das ziemlich merkwürdig, genau wie der Busfahrer. Nach einer sehr kurzen Fahrt wurden wir Owen und Jenny vorgestellt und setzten uns erst einmal zu einem kleinen Schwätzchen zusammen. Dabei merkten wir, dass alle sehr überrascht - vielleicht sogar misstrauisch - über unsere Pläne zu sein schienen. Doch schon bald machten sich Owen und Rodney auf die Suche nach einem schönen Platz für unser Zelt. Alle räumten uns einen kleinen Platz direkt am Strand frei. Da wir keine Matratzen dabei hatten, suchten wir uns einen Platz mit hohem Gras, in der Hoffnung, dass es uns ein wenig Polsterung bieten würde. Während wir unser Zelt aufbauten, brachte Jenny uns frische Papayas. Nachdem wir unser Zelt aufgebaut hatten, gingen wir zurück zum Haus, um den Rest der Familie zu treffen. Die drei Jungs, Kenneth, Amos und der kleine Rundron, und die drei Mädchen, Susie-Anna, Judy und Daniela, führten uns schnell herum. Alle waren auf dem Weg zu dem Garten auf der anderen Seite der Insel Efate, von der wir gerade gekommen waren. Als sie zurückkamen, halfen wir beim Entladen des Bootes und Jenny bereitete das Abendessen für uns alle vor.


Am nächsten Morgen nahm uns Owen mit auf eine Schildkröten- und Dugong-Safari, wobei Amos ganz vorne stand und auf die Schildkröten zeigte. Leider waren wir etwas zu spät, um die Dugongs bei ihrer morgendlichen Fütterung im Riff zu sehen, aber es gab viele Schildkröten, die sich nach Ihrem Frühstück ausruhten. Als wir zurückkamen, hatte Jenny schon unser Frühstück vorbereitet - frisches Obst und leckere Donuts, die es hier an jeder Ecke gibt. Wir schauten allen bei der Zubereitung von Laplap zu, einem berühmten lokalen Gericht aus geriebenem Kassava oder hier genannten Maniok und Kokosnuss, das in Bananenblättern in einem unterirdischen heißen Steinofen gebacken wird. Mark lernte gerade, wie man Kokosnuss mit der Hand raspelt, als plötzlich alle zu schreien begannen. Das ganze Dorf rannte zum Strand - ein Wal schwamm vorbei! Eine Minute später saßen wir mit einer Gruppe von Kindern in einem Boot und suchten nach dem Wal. Alle schienen Angst zu haben, dass der Wal das Boot umkippen könnte, also kamen wir nicht zu nah heran, aber es war ein tolles Erlebnis. Als wir zurückkamen, lag das LapLap schon auf den Steinen und alle bereiteten sich auf den Gottesdienst vor. Also gingen wir zurück zu unserem Zelt zum Schnorcheln, um die Riesenmuscheln zu sehen, die wir schon vom Boot aus gesehen hatten. Sie sind so groß, dass sie einem die Hand oder den Fuß abreißen können, wenn sie zuschnappen!



Die Kinder kamen immer wieder zum Zelt, also holte ich mein Kreuzworträtselbuch heraus und begann mit Amos und Kenneth ein Wortsuchspiel, bei dem ich die Punkte notierte. Plötzlich hingen fünf Köpfe über dem Buch und schubsten sich gegenseitig aus dem Weg. Alle hatten sehr viel Spaß an dem Spiel. Als alle in der Kirche waren, versuchten wir zu schnorcheln, aber da gerade Ebbe war, mussten wir sehr weit über das Korallenriff laufen. Nach ein paar Metern haben wir aufgegeben und sind umgedreht - das Geräusch der zerbrochenen Korallen unter unseren Füßen hat sich einfach nicht richtig angefühlt. Also entspannen wir uns im Zelt, bis der vierjährige Rundron kam und uns mitteilte, dass das Mittagessen fertig sei. Alle Kinder sprechen und verstehen Englisch, da die meisten Schulfächer auf Englisch unterrichtet werden, aber die meisten Kinder sind zu schüchtern, um es zu sprechen. Aber nicht der kleine Rundron - er war überhaupt nicht schüchtern und sprach für alle anderen Kinder. Er sprach wirklich gut Englisch, obwohl er der Jüngste war und noch nicht einmal zur Schule ging.
Als wir zum Haus zurückkamen, unterhielten wir uns noch mit ein paar Leuten aus der Kirche und wurden dann zum Essen eingeladen. Auf dem Tisch stand eine riesige Auswahl an Speisen: Laplap, Simboro (mein persönlicher Favorit), Muschelsalat, Reis, Gurken, Wurstsalat, gekochte Bananen und vieles mehr, was wir nicht genau identifizieren konnten. Aber wir genossen die lokale Küche und unsere Gesellschaft. Wir saßen an einem Tisch mit der Jugend, von denen einige aus Aneityum und Tanna kamen, zwei Inseln in der Provinz Shefa im Süden, die unsere ersten Stationen waren. Viele junge Leute ziehen nach Port Vila, um dort zu studieren, und wenn sie Glück haben, können sie am Wochenende bei ihrer Familie oder zumindest bei Verwandten in der Nähe der Universität bleiben.



Nachdem wir gegessen hatten, wollte der kleine Rundron unbedingt das "Hüpfspiel" spielen. Ich hatte ihm am Morgen "Huepfekaestchen" beigebracht. Also gingen wir mit etwa 20 Kindern wieder an den Strand und spielten ununterbrochen, bis wir erschöpft waren. Natürlich waren wir die erschöpften - diese kleinen Spielmaschinen werden nie müde. Die Kinder liebten es, mit meinen langen blonden Haaren zu spielen. Einmal musste ich es stoppen, als 10 Kinder gleichzeitig an meinen Haaren zogen. Die Kinder fanden es auch toll, meine Haut zu drücken und zu sehen, wie sie weiß wird, bevor sie wieder ihre normale Farbe annimmt. Es ist einfach faszinierend, wie unsere Unterschiede bis ins kleinste Detail erforscht werden - sogar meine "süße kleine Nase" wurde mehrmals gedrückt.
Es war schon toll, all die Kinder draußen spielen zu sehen - ich musste tief in meinen Kindheitserinnerungen kramen, um an die Spiele zu denken, die wir als Kinder gespielt haben, bevor es elektronische Geräte gab. Am besten hat mir gefallen mit den Kindern im Schlamm rum zu matchen, um Bälle zu formen, mit denen wir spielen konnte. Ich habe als Kind schon sehr gerne im Schlamm gespielt und tue das anscheinend immer noch. Als der Fußball herauskam, hatten wir eine Pause, denn hier in Vanuatu sind alle, ob jung oder alt, Fußballfans. Amos war so begeistert von meinem Rätselbuch, dass er es bis spät am Abend benutzte. Ich habe es auch geschafft, Amos und seinem Freund Matthew zu erklären, wie man Sudoku spielt, und sie haben es sofort verstanden. Ich werde auf jeden Fall ein paar Rätselbücher aus Neuseeland schicken, sobald ich die Gelegenheit dazu habe.



Am nächsten Morgen frühstückten wir mit den Kindern und all den Schulkindern, die darauf warteten, von Owen mit dem Boot nach Efate gebracht zu werden. Für uns war es Zeit zu packen, denn ich wollte unbedingt nach Nguna, um den nicht mehr aktiven Vulkan zu besteigen. Owen und Jenny wollten sichergehen, dass wir gut versorgt und sicher in Nguna ankommen würden und boten uns an, uns nach dem Mittagessen dort abzusetzen. Sie hatten mit ihrer Familie in Nguna Kontakt aufgenommen, wo wir unser Zelt aufschlagen konnten. Nach einem letzten Mittagessen und der Verabschiedung von allen machten wir uns auf den Weg.
Die Fahrt nach Nguna war sehr interessant. Das Riff zwischen Moso und Efate, dass nach Norden zu Nguna führt, kann nur bei Flut überquert werden. Wir dachten, wir würden es noch schaffen, aber leider blieben wir mit dem Boot stecken und mussten warten, bis die Flut kam. Das war aber nicht schlimm, denn so konnten wir uns nochmal mit Jenny und Owen unterhalten. Irgendetwas wollte, dass wir hier festsaßen und ein letztes langes Gespräch führten, bevor wir uns auf den Weg machten. Als die Flut zurückkam, schafften wir es, das Boot durch das Riff zu schieben und weiterzufahren. Es war sehr windig und unruhig und ich machte mir Sorgen um Owen und Jenny, die alleine wieder zurückmussten.

Als wir in Nguna ankamen, organisierte Owen, dass seine Familie uns vom Boot abholte und zu sich nach Hause brachte. Es war traurig, Jenny und Owen zu verabschieden, aber Juanita, die uns auf Nguna begrüßte, war so nett, dass ich mich auf ein neues Familienabenteuer auf Nguna freute. Vielen Dank an alle auf Moso Island, die uns wie eine Familie aufgenommen und für uns gesorgt haben. Wir werden immer dankbar für diese Erfahrung sein und haben so viel über die Kultur der Ni-Vanuatu gelernt. Wir werden oft an euch denken und hoffen, euch eines Tages wiederzusehen.
Awesome island hopping, and meeting happy people.
It was amazing and people in Vanuatu are beautiful 🙂