Fakfak-Fiasko: Von Wasserfällen zu Papierkram-Panik
Wir kamen am späten Vormittag in Lobo an. Nach einem frühen Start und immer noch aufgedreht von unserer Walhai-Begegnung beschloss der Skipper erstmal, eine runde zu entspannen, bevor wir wieder an Land gingen. Mark und ich entschieden uns, an Bord zu bleiben und die Dorferkundung auszulassen – sah zwar süß aus und hätte sich bestimmt gelohnt, aber wir waren einfach fix und fertig. Ich war vom gestrigen Spaziergang durch Kaimana zur Mittagszeit auch noch ordentlich durchgebraten.
Wir blieben über Nacht und machten uns am nächsten Morgen früh auf zu einer kleinen Bucht bei Aiduma Island. Wieder so ein traumhaft schöner Spot – Triton Bay schmeißt hier echt mit Postkartenmotiven nur so um sich. Vom Ankerplatz konnten wir bis auf den Grund schauen, wie Fische im Aquarium. Wir sprangen vom Heck direkt ins Wasser zum Schnorcheln und schwammen rüber zum Strand. Eigentlich sollte es nur ein kurzer Stopp sein, bevor es in die nächste Bucht geht – aber zu unserer Erleichterung rief der Skipper das Ganze ab und wir blieben bis zum nächsten Abend.



Der folgende Morgen war für Wartung und Bootsarbeiten reserviert. Wir dachten, wir hätten bis 18 Uhr Zeit zum Relaxen – Pustekuchen! Der Skipper zog die Abfahrt spontan auf 12 Uhr vor. Mark und ich also schnell in die Badeklamotten, ein paar schnelle Runden ums Boot geschwommen, danach hastig ein frühes Mittagessen runtergeschlungen. Vor uns lagen 14 Stunden Segeln, Nachtwache inklusive. Eigentlich hätten wir vorher noch was gekocht, aber zum Glück hatten wir noch eingefrorene Gerichte von der PNG Überfahrt.
Nach mickrigen drei Stunden Schlaf warfen wir um 8 Uhr morgens den Anker in einer Bucht in der Region Fakfak. Sah wunderschön aus… bis wir Krokodile sichteten. Schwimmen? Abgesagt. Nach so einer Nachtwache sind Mark und ich wie Zombies auf einer Afterparty – vernebelt im Kopf und leicht verwirrt, warum wir das hier eigentlich freiwillig machen. Trotzdem machten wir uns nach dem Mittagessen auf, um die Gegend und, klar, noch mehr Krokodile zu suchen (wie man das halt so macht).
Der Wasserfall war hübsch, umgeben von viel Grün. Angeblich produzieren Wasserfälle negative Ionen, die bei Schlaf, Angst, Depression und dem Immunsystem helfen sollen. Sogar den Blutdruck senken – meiner ist eh schon so niedrig, ich bin fast beim Lesen der Info umgekippt. Die Frage ist: Wie lange muss man eigentlich da rumhängen, um die volle Ladung Glück abzubekommen? Unsere 20 Sekunden unter der Dusche zählen wohl kaum. Später habe ich erfahren, dass es weiter die Küste hoch einen Wasserfall namens Air Terjun Kiti gibt – da soll’s dann richtig wirken. Wahrscheinlich hatte der Skipper genau den im Kopf, aber wir haben stattdessen nur den kleinen Bruder gefunden. Immerhin: Dort soll man schwimmen und angeblich auch fantastisch tauchen können.



Eigentlich sollte es am nächsten Morgen nach Banda Island gehen – endlich die Gewürzinseln von der Bucket List streichen! Aber Überraschung: Der Skipper entschied sich spontan fürs Wochenend-Chillen. Keine Stadt, kein Schwimmen, aber dafür absolute Ruhe – was die Crew insgeheim liebt. Ich hab mich auch nicht beschwert, endlich Zeit für Videobearbeitung und noch wichtiger: Nickerchen.
Montag dann Überraschung Nummer drei: Statt Richtung Banda ging es erstmal weiter die Küste runter auf Ankerplatz-Suche. Ein paar Buchten ausprobiert, aber zu schaukelig, also landeten wir vor dem Mini-Örtchen Malekuli im Kara-Distrikt. Immerhin: Mehr Tage auf unserer sündhaft teuren Einjahresgenehmigung rausgeholt. Wir blieben über Nacht und wollten am nächsten Morgen auf Erkundungstour gehen – in der Hoffnung auf frisches Obst und Gemüse.
Kaum unterwegs war klar: Touristen verirren sich hier selten her. Alle winkten freundlich und riefen uns zu. Beim Vorbeigehen an der Schule wurden wir direkt von Schülern und Lehrern umringt, die alle Fotos wollten. Rockstars! Nur halt schweißnass in der Mittagshitze – wie machen das echte Promis nur täglich? Die Englischlehrer waren super nett und erklärten, dass viele der Kinder noch nie eine weiße Person gesehen hatten. Wir verteilten ein paar unserer karten und hatten am nächsten Morgen 20 neue Instagram-Follower. Die Kids sind hier zwar abgelegen, aber besser vernetzt als wir – teilweise mit zwei Handys!
Wir liefen weiter und sammelten ein wenig Gemüse ein, bis wir wieder für Fotos gestoppt wurden. Mitten im Bananensnack kamen Polizei und Armee um die Ecke – auch heiß auf ein Fotoshooting. Also Banane weg, Grinsen an. Zwei Schulen später standen wir wieder mitten in einer Kindermenge. Um dem Trubel zu entkommen, nahm die Crew eine kleine Nebenstraße – wie echte VIPs, die sich durch den Hinterausgang schleichen. Hat ganze fünf Minuten gehalten, bis wir auf einer Veranda landeten – mit Familie, Nachbarn und gefühlt dem halben Dorf im Schlepptau, alle bereit fürs Gruppenfoto, Kochtöpfe noch in der Hand.



Auf dem Rückweg trafen wir auf Hafenbeamte, die unsere Quarantäneunterlagen und Einführungspapiere sehen wollten. Kein Thema, alles an Bord. Aber dann der typische Bürokratie-Plot-Twist: Fakfak hat anscheinend einen eigenen Hafen, und wir bräuchten auch hier Papiere – obwohl uns in Kaimana versichert wurde, wir wären damit auf der sicheren Seite.
So begann das dreistündige ‘Fakfak-Fiasko’ mit zwei Beamten ohne Englischkenntnisse, einer Google-Übersetzer-App, die uns irgendwann „Dienst der Kürbisfrau“ ausspuckte (keine Ahnung, klingt aber schräg) und etlichen Märschen zwischen Boot und Hafenbüro. Kein Drucker, kein Kopierer, und unseren obligatorischen Stempel hatten wir natürlich vergessen – in Indonesien läuft halt nichts ohne Stempel!
Am Ende mussten wir eine Ankergebühr und eine mysteriöse Steuer zahlen, die keiner erklären konnte. Dann wollten sie uns noch das Original- Einführungspapiere abnehmen – der Skipper hat sich da aber direkt quergestellt. Stimmung gereizt, Geduld am Limit – aber ehrlich gesagt, tat mir das Ganze ein bisschen leid. Die Jungs versuchten halt einfach nur ihre verwirrenden Regeln durchzuziehen.
Als ob das nicht schon chaotisch genug war, tauchten plötzlich zehn Jungs in Kanus auf und lieferten 15 junge Kokosnüsse (nur zum Trinken, nicht zum Futtern). Auf meine Frage im gebrochenen Indonesisch, ob die umsonst seien, lachten alle nur. Zwei Stück für 10.000 Rupiah (etwa 55 cent), also gab Simon 8 Euro raus und die Kids fingen an, die Dinger aufzuschlitzen. Kurz darauf war das Boot voll mit Kids, Kokosnüssen und noch anhaltendem Papierkram-Chaos.



Nachdem die Beamten endlich abgezogen waren, schafften wir es um 15:30 Uhr zu einem späten Mittagessen – immer noch umgeben von kichernden Kindern mit Handys in der Hand. Mark verteilte ein paar T-Shirts und bekam im Gegenzug eine Silberkette für eine „sichere Passage nach Neuseeland“. Rührend. Aber gegen 17 Uhr mussten wir sie dann doch höflich vom Boot schubsen, um uns auf den Törn nach Banda vorzubereiten. Die Kids waren todtraurig und bettelten fast, dass wir zurückkommen.
Was für ein paar Tage! Bürokratie-Wahnsinn, Krokodil-Ausweichmanöver, Wasserfall-Jagd und Kokosnuss-Chaos. Einfach ein weiteres Kapitel im tropischen Zirkus namens Segeln.