Wasserfall-Abenteuer, Dschungel-Abstecher und Käse-Entzug
Latitude: 20° 13.75068’ S
Longitude: 169° 46.89852’ E
Aneityum, Vanuatu
Unsere erste richtige Insel Stopp in Vanuatu war Aneityum. Die Insel ist ziemlich klein, es leben dort nur knapp 1000 Menschen. Wegen der starken Winde wollten wir hier eine Woche bleiben, aber es gefiel uns so gut, dass wir 10 Tage blieben. Das erste, was uns auffiel, war die Freundlichkeit der Einheimischen. Jeder grüßte und viele blieben stehen, um mit uns zu plaudern und uns bei allem zu helfen, was wir brauchten. Als erstes gingen wir zum Dorfoberhaupt, um ihm mitzuteilen, dass wir auf der Insel vor Anker gehen und einige Zeit hier verbringen würden. Dann machten wir einen Spaziergang auf dem Hauptweg, um die Insel ein wenig zu erkunden und natürlich wie immer, um nach frischen Lebensmitteln Ausschau zu halten. Aber auf kleinen Inseln gibt es keine Supermärkte, sondern nur winzige Läden, in denen es kaum etwas zu kaufen gibt. Wir bekamen direkt etwas Obst geschenkt, was wieder einmal die Freundlichkeit der Einheimischen zeigte.



Nach der langen Überfahrt von Australien und einer weiteren zweitägigen Fahrt bei Gegenwind nach Aneityum hatten wir endlich etwas Zeit zum Schwimmen und Entspannen. Da es zu windig war, um irgendwelche Instandhaltungsmaßnahmen auf dem Boot durchzuführen, verbrachten wir viele Tage mit langen Spaziergängen an der Küste. Bei einem Spaziergang versuchten wir, den Anweisungen für eine Rundtour zu folgen und verirrten uns im tiefsten Dschungel. Es war lustig, aber erst, als wir wieder herauskamen. Zu dem Zeitpunkt fing ich an, mir Sorgen zu machen und verstand nicht, warum wir weitergingen, denn das entsprach eindeutig nicht dem, was uns gesagt worden war. Ich fragte mich, wie eine Such- und Rettungsaktion in Vanuatu aussehen würde, wo es keine Hubschrauber gibt und jede offizielle Hilfe mindestens zwei Tage entfernt ist. Wenn ich in Neuseeland als Volontär für Ark in the Park im Busch unterwegs bin, werden wir alle mit Funkgeräten und PSBs (Persönliche Suchpeilsender) ausgerüstet... aber selbst das würde einem hier nicht helfen, wenn die Rettung Tage entfernt ist. Aber so dramatisch war es nicht - es war nur ein Dschungelumweg, aber etwas, das mir in den Sinn kam.
Ein paar von uns, darunter auch Mark, besuchten am Sonntag den presbyterianischen Gottesdienst, aber ich habe lieber verzichtet. Ich weiß, wie viel schöner die Gottesdienste auf den Pazifischen Inseln sind, und da ich mit vielen pazifischen Einwohnern in Auckland und Wellington zusammengelebt habe, war ich öfter in der fidschianischen Kirche als in irgendeiner anderen Kirche. Ich wusste, dass ich nichts verstehen würde, da der Gottesdienst in der Landessprache Bislama gehalten wurde. Und als ob dreistündige Gottesdienste nicht schon genug wären, kommt es einem doppelt so lang vor, wenn man nicht wirklich folgen kann, selbst bei sehr schönem Stimmen- und Gesang.



Unser Höhepunkt war definitiv die Wanderung zum Wasserfall. Unser einheimischer Begleiter, Elisha, zeigte uns erst, wo er wohnt mit seinem wunderschönen Garten. Danach setzten wir unsere dreistündige Wanderung zum Wasserfall fort. Wir hielten kurz an, um etwas Rohrzucker zu knabbern - absolut köstlich. Angeblich ist es auch gut zum Zähneputzen, aber da bin ich mir nicht so sicher mit dem Thema Zucker und Zähne. Während der ganzen Zeit räumte Elisha den Weg mit seiner Machete frei. Seit drei Jahren war niemand mehr am Wasserfall gewesen, daher war der Weg ziemlich zugewachsen. Nach 1,5 Stunden machten wir eine kurze Pause und fragten, wie lange wir noch gehen müssten. Mit einem Hinweis von Elisha, dass wir bald am Ziel seien, beschlossen wir, ohne richtige Pause weiterzugehen. Danach bekamen wir jede halbe Stunde ein "nicht mehr lange", was sich als weitere 1,5 Stunden herausstellte. Aber als wir am Wasserfall ankamen, war es die Wanderung wert, und wir nahmen ein erfrischendes Bad im eiskalten, frischen Wasser. Auf dem Rückweg sammelte Elisha immer wieder Pflanzen aus dem Dschungel für seinen Garten ein, als wäre er auf Einkaufstour. Wirklich jetzt, warum geben wir eigentlich jedes Jahr Hunderte von Euros für Pflanzen aus, damit unser Garten schön aussieht? Wir sollten alle einfach in den Busch gehen und einheimische Pflanzen und Bäume für unsere Gärten verwenden!



Apropos Gärten: Die Menschen in Aneityum sind sehr stolz auf ihre Gärten. Die Gärten sind perfekt durch niedliche kleine Bäume mit einheimischen Pflanzen und Blumen und einigen Steintrennungen und Steinmauern abgegrenzt. Wir haben uns gefragt, ob das daran liegt, dass hier oft Kreuzfahrtschiffe von der Nachbarinsel Mystery Island ankommen und man auf Aneityum Dorftouren buchen kann. Ich glaube nicht, dass irgendjemand hierherkam und sagte: "Ihr solltet euren Garten so hübsch gestalten wie die Westeuropäer", aber wer weiß, zumindest war es schön, sie anzuschauen.


Die Beschaffung frischer Lebensmittel war definitiv eine Herausforderung. Der lokale Markt für frische Produkte sollte am Dienstag um 8 Uhr morgens stattfinden, aber als wir dort ankamen, erfuhren wir, dass an diesem Tag der Markt ausfiel. Die meisten Frauen würden mit dem Boot von der anderen Seite der Insel kommen. Dann wurde uns gesagt, dass der Markt am Donnerstag stattfinden würde. Einen Tag vor dem Markt hörten wir, dass er abgesagt wurde. Als wir dann am Donnerstagnachmittag einen Spaziergang über die Insel machten, erfuhren wir, dass der Markt stattfand, aber es gab nur Orangen. Es macht also Sinn, wenn es kein Gemüse oder Obst zu verkaufen gibt, gibt es auch keinen Markt. Die Leute können nur verkaufen, wenn sie einen Überschuss haben; wenn nicht, müssen sie ihn für sich behalten. Inzwischen haben wir Avocados gefunden, die uns zunächst geschenkt wurden. Dann gelang es uns, einige in einem Laden zu finden. Avocado ist eine neu eingeführte Frucht in Aneityum, und sie waren riesig und lecker. Mit nur 0,28 Cent pro Avocado konnten wir zumindest davon leben. Die Einheimischen schenkten uns hier und da Obst, aber wir haben jede Menge Tiefkühlkost und Konserven, so dass wir uns nicht wirklich Sorgen ums Essen machen müssen. Frisches Obst und Gemüse sind wirklich nur Luxus. Und Käse - na ja, davon will ich gar nicht erst wieder anfangen.



Ich zählte die Tage, bis wir wieder in die Stadt gelangen würden, um Käse zu kaufen. Und das, obwohl ein großes Schiff mit Vorräten aus Port Vila ankam, während wir dort waren. Das Schiff kommt einmal im Monat an, und es dauert mehr als 12 Stunden, um alles vom Schiff zu holen, wobei die ganze Insel hilft - Tiere, Holz, Generatoren, Benzin, Werkzeuge, Schreibwaren, Eisenwaren, Lebensmittel, alles, was man sich nur vorstellen kann, kommt von diesem Schiff. Einfach alles, was man auf einer Insel ohne Strom und fließendes Wasser und mit ganzen zwei Autos auf der Insel so braucht. Das bedeutete auch, dass die Läden wieder aufgefüllt wurden, aber da kein Laden einen Kühlschrank hatte, war die Chance auf Käse gleich null. Vierzehn Tage ohne Käse waren das Maximum, was ich verkraften konnte. Ich meine, was isst man eigentlich ohne Käse, vor allem, wenn man Vegetarier ist? Mir gingen definitiv die Essensoptionen oder die Möglichkeiten zur Vervollständigung meiner Mahlzeiten aus. Aber schon bald konnte ich "Oh happy Käse day" singen.
Doch zurück zu dieser wunderschönen, südlichsten Insel Vanuatus, Aneityum, die zur Provinz Tafea gehört. Wir hatten eine tolle Zeit hier, um die Kultur und die Bräuche etwas besser kennen zu lernen. Der erste Eindruck von unserem ersten richtigen Inselaufenthalt ist, dass die Menschen, vor allem die Kinder und Jugendlichen, einfach so extrem freundlich und glücklich mit dem sind, was sie haben, und dass man, wenn man alt genug ist, eine Machete in der Hand zu halten, natürlich auch eine bekommt. Ich würde auf jeden Fall wiederkommen und kann nur jedem empfehlen, diese kleine Insel bei einer Seefahrt durch den Pazifik nicht zu verpassen.



Wenn ihr mehr über unsere Erfahrungen hier sehen wollt, schaut euch unser YouTube-Video über Aneityum an: