Lost on arrival

Von Salz und Schrubben zu Stempel und Sonnenschein: Unser Vanuatu-Ankunftsabenteuer

Nach 9 Tagen auf hoher See erreichten wir Sonntagmorgen endlich Vanuatu. Ich hätte an eine Million Dinge denken können, die ich ohne ein schwankendes Boot gerne gemacht hätte, wie z.B. ein ausgiebiges gekochtes Frühstück, eine lange heiße Dusche, lesen, schreiben, entspannen und schlafen. Doch die Realität sah anders aus. Stattdessen mussten wir das Boot schrubben, um das Salzwasser und die Vogelscheiße loszuwerden - ein nettes Geschenk von den Franzosen, während unseres Zwischenstopps am Chesterfield Riff. Aber wat muss dat muss und auf Strannik ist alles Teamarbeit. Da alle mitgeholfen haben brauchten wir nur 3 Stunden, um dieses große Boot zu putzen.

In jedem Land, in dem wir ankommen, müssen wir uns zuerst in den Zoll Hafen begeben, in dem die Yachten eingecheckt werden. In einigen Ländern wie Vanuatu gibt es vier verschiedene Einreisehäfen auf verschiedenen Inseln, je nachdem, aus welcher Richtung man kommt. In anderen Ländern wie Neukaledonien gibt es nur einen Zoll Hafen, den man anlaufen muss, bevor man auch nur irendwo ankert oder Fuss setzt. Die Einreise ohne Deklaration ist in jedem Land illegal und kann mit einer hohen Geldstrafe geahndet werden, die in Vanuatu z.B. bis zu 38.000 EUR und bis zu zwei Jahren Gefängnis betragen kann. Alle Personen, die sich an Bord befinden, müssen durch die Einwanderungsbehörde und das Boot muss durch die Quarantäne. Quasi die gleiche Prozedur wie bei der Einreise am Flughafen: Man bekommt ein Visum und einen Stempel und das Gepäck wird kontrolliert, um sicherzustellen, dass keine verbotenen Produkte wie Nüsse, frische Früchte, Milchprodukte etc. ins Land gebracht werden.

Eine gelbe Quarantäneflagge und die Flagge des Landes, in das wir einlaufen, müssen gehisst werden, sobald wir in den Hafen einlaufen. Für Vanuatu mussten wir sogar beide Flaggen 200 Seemeilen vor der Küste Vanuatus hissen, bis das Einchecken abgeschlossen war (wer in der Welt kann schon eine Flagge aus 200 Seemeilen Entfernung sehen?) Die gelbe Flagge muss gehisst bleiben, bis wir alle eingecheckt haben, und die Nationalflagge, solange wir in Vanuatu sind.

Da wir an einem Sonntag ankamen, hatten die Beamten natürlich erst am Montag Dienst, so dass wir bis zum Eintreffen der Zollbeamten an Bord bleiben mussten. Der Zoll weiß über alle ankommenden Yachten mindestens 24 Stunden vorher Bescheid, da dies eine der Einfuhrbestimmungen ist. Wir haben gleich am Montagmorgen um 7.30 Uhr Kontakt mit dem Hafen aufgenommen und ich glaube, gegen 10.30 Uhr hatten wir fünf Beamte an Bord. Wir mussten viel Papierkram erledigen - fast einen ganzen Ordner voll - und alle individuelle Ankunftskarten ausfüllen, so wie man es auch bei der Ankunft mit dem Flugzeug tun würde. Sie kontrollierten unsere Kühltruhen und Kühlschränke und nahmen uns überraschenderweise kein einziges frisches Obst, Gemüse, Samen oder Nüsse weg. Man wies uns lediglich darauf hin, dass wir alles an Bord essen und nicht mit an Land nehmen dürften. Hätte ich das gewusst, hätte ich mich in Australien für zwei Jahre mit Käse eingedeckt!

Jetzt habe ich meinen allerersten Stempel in meinen Kiwi-Reisepass bekommen. Hurra! Das wird einer dieser wertvollen Pässe mit vielen Stempeln, die noch kommen werden.

Am Nachmittag mussten wir dann doch noch zur Einwanderungsstelle, um unseren Ankunftsstempel zu bekommen, unsere Fingerabdrücke abzugeben, uns fotografieren zu lassen, die Aufenthaltsgenehmigungen für die Provinzen, die wir in Vanuatu besuchen wollten, zu bekommen und unseren Müll in die Quarantänebehälter zu werfen. In der Zwischenzeit wurde uns erlaubt, an Land zu gehen, und wir konnten etwas Geld wechseln.

Kurz nach 13.00 Uhr waren wir an der Grenzkontrolle an Land, und von nun an war alles im Insel tempo. Niemand hatte es eilig und die Computer stürzten immer wieder ab, so dass es eine Weile dauerte, aber schließlich waren wir durch und konnten Port Vila ein wenig erkunden. Als erstes haben wir uns eine Digicel SIM-Karte und ein paar Datentarife besorgt. Immerhin werden wir zwei Monate hier sein. 30 Tage und 9 GB für $9 EUR schienen uns angemessen. Die Stadt hat ein nettes, entspanntes Vibe mit einem großen Park und Spielplätzen direkt am Wasser, wo einfach jeder relaxt. Wir schauten uns in den Supermärkten um, um die Preise zu vergleichen und bekamen fast einen Herzinfarkt. Jetzt verstehen wir, warum die Leute sagen, man solle sich an die einheimischen Lebensmittel halten und warum wir in Australien vor der Abreise palettenweise Vorräte gekauft haben.

Beim Abendessen stellte sich heraus, dass wir nicht lange in Port Vila bleiben würden. Wir wollten ein paar Tage bleiben, um uns auszuruhen, bevor wir zur südlichsten Insel, Aneityum, weiterfahren, aber das Wetter hat angefangen sich zu ändern, mit Sturmböen aus südöstlicher Richtung. Es war weise, dem schlechten Wetter zu entkommen, Aneityum zu erreichen und nicht in Port Vila festzusitzen, bevor der Wind mit 35 Knoten eingesetzt hatte. Das bedeutete allerdings, dass wir wieder auf hohe See stechen mussten um zwei Tage und eine Nacht wieder mit Gegenwind zu kämpfen, um rechtzeitig im Süden Schutz vor den heftigen Südostwinden zu finden. Aber wenigstens koennen wir dann einige entlegene Inseln und Orte erkundeten.

Am nächsten Morgen besuchten wir schnell den Wochenmarkt in Port Villa, um ein paar frische Sachen zu kaufen: 8 Ananas (einfach soooo lecker), Bananen, Salat, Tomaten, Orangen, selbstgemachte Bananenchips (natürlich unentbehrlich) und einen kurzen Besuch im großen Supermarkt, um andere wichtige Dinge wie Käse zu kaufen! Naja, eigentlich sind alle nur dorthin gefahren, um noch mehr Fleisch zu kaufen, denn einige Leute an Bord können nicht ohne Fleisch leben und haben immer Angst, dass es ihnen ausgeht. Aber da ich kein Fleisch esse, sehen meine Vorräte etwas anders aus. Manche Leute brauchen alle Fleischsorten, ich bevorzuge alle Käsesorten. Es gibt hier ziemlich gute französische Produkte und Käse, aber da wir mit unseren Ersparnissen sparsam umgehen wollen, um diese Reise so lange wie möglich zu machen, habe ich nur einen kleinen Frischkäse für 5 € gekauft. Was ich noch bereuen werde!!! Nicht, dass ich ihn gekauft habe, sondern dass ich nicht den ganzen Käse gekauft habe, den es in Port Vila gibt! Wie sich herausstellt, ist das Glücksgefühl von Käse durch nichts zu ersetzen. Fazit: Lieber eine kurze Reise mit Käse als eine lange Reise ohne!

Jedenfalls haben wir es geschafft, um 11 Uhr den Anker zu lichten und die Küste entlang zu hämmern, und nach zwei Tages- und einer Nachtwache bei ziemlich rauer See (Gegenwind ist nie lustig, aber mit der MS Strannik absolut machbar) sind wir in Aneityum angekommen. Was für ein wunderschöner kleiner Fleck. Ich freue mich schon darauf, die Gegend zu erkunden!

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